Pressemitteilung: Lebend wollen wir sie zurück

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Die mexikanischen Menschenrechtsverteidiger Ricardo Lagunes Gasca und Antonio Díaz Valencia sind seit einem Monat verschwunden. Menschenrechtsorganisationen fordern, die Suche nach ihnen zu intensivieren.

Berlin, 15. Februar 2023. Noch immer fehlt von den beiden Menschenrechtsverteidigern jede Spur: Vor genau einem Monat, am 15. Januar dieses Jahres, verschwanden der Menschenrechtsanwalt Ricardo Lagunes Gasca und der Umweltaktivist Antonio Díaz Valencia im südwestlichen mexikanischen Bundesstaat Colima. Ihr Fahrzeug wurde mit Einschusslöchern am Straßenrand gefunden.

Die UNO und Menschenrechtsorganisationen in Mexiko fordern von den Behörden, die Suche zu intensivieren. Die Interamerikanische Menschenrechtskommission erließ Schutzmaßnahmen (medidas cautelares). Diese verlangen vom mexikanischen Staat unter anderem, das Verschwinden zu untersuchen, damit sich derartige Verbrechen zukünftig nicht wiederholen. Hintergrund des Falls sind langjährige Konflikte um Bergbauaktivitäten in der Ortschaft Aquila im Bundesstaat Michoacán, einem Nachbarstaat von Colima. Antonio Díaz Valencia kandidierte dort für den Vorstand der Gemeindeländereien.

„Wir fordern die Nationale Suchkommission sowie die Staatsanwaltschaften von Michoacán und Colima dazu auf, die Ergebnisse der bisher durchgeführten Suchaktionen vorzulegen, so wie es die mexikanische Verfassung und internationale Menschenrechtsabkommen vorsehen“, erklärt Víctor Hugo López Rodríguez, Exekutivsekretär des mexikanischen Menschenrechtsnetzwerks Red TDT (Todos los Derechos para Todas y Todos). „Das Innenministerium muss umfassende Schutzmaßnahmen für Angehörige und die Gemeinde Aquila umsetzen sowie rechtliche und politische Maßnahmen ergreifen, damit Ricardo und Antonio lebend gefunden werden“.

Das transnationale lateinamerikanische Stahlunternehmen Ternium mit Sitz in Luxemburg betreibt in Aquila die Mine „Las Encinas“. Die Bevölkerung vor Ort wirft dem Unternehmen seit langem vor, die vereinbarten Lizenzgebühren nicht zu bezahlen und die Umwelt verschmutzen. Im Bergbausektor sind zudem Gruppen der Organisierten Kriminalität aktiv. Dieses Jahr griffen bewaffnete Banden Aquila mehrfach an, drei Mitglieder der Selbstverteidigungsstruktur „Guardia Comunal“ wurden am 12. Januar 2023 erschossen. Die beiden verschwundenen Menschenrechtsverteidiger haben in der Vergangenheit direkte Drohungen seitens des Bergbauunternehmens und bewaffneter Gruppen erhalten.

„Die deutsche Bundesregierung sollte über ihre Kommunikationskanäle mit mexikanischen Behörden und Regierungsvertreter*innen dringend darauf hinwirken, dass Ricardo Lagunes Gasca und Antonio Díaz Valencia lebend wieder gefunden und die Umstände ihres Verschwindens aufgeklärt werden“, sagt Françoise Greve, Koordinatorin der Deutschen Menschenrechtskoordination Mexiko. „Auch sollte sich die deutsche Regierung für den uneingeschränkten Schutz von Menschenrechtsverteidiger*innen einsetzen.“

Mexiko befindet sich in einer tiefgehenden Menschenrechtskrise. Mehr als 110.000 Personen gelten als gewaltsam verschwunden. Die Sicherheitslage ist in vielen Regionen verheerend. Menschenrechtsverteidiger*innen sind häufig Drohungen und Gewalt ausgesetzt.

Ansprechperson:

Tobias Lambert, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Deutsche Menschenrechtskoordination Mexiko,

Tel: +49 (0)157 – 71 73 08 93 / presse@mexiko-koordination.de

Die Deutsche Menschenrechtskoordination Mexiko ist ein Netzwerk von:

Lateinamerika-Hilfswerk Adveniat, Amnesty International Deutschland, Brot für die Welt, CAREA e.V., Initiative Mexiko (INIMEX), México vía Berlin e.V., Mexiko-Initiative Köln/Bonn, Bischöfliches Hilfswerk MISEREOR, Missionsprokur der deutschen Jesuiten, Franziskaner Helfen, Ökumenisches Büro für Frieden und Gerechtigkeit e.V., Pacta Servanda e.V., Partner Südmexikos e.V., pax christi Kommission Eine Welt, Promovio e.V., Welthaus Bielefeld, Zapapres e.V.

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