Verschwindenlassen

Das „Verschwindenlassen“ hat in Mexiko eine traurige Tradition: Bereits Ende der 1960er bis Mitte der 1980er Jahre, in der Zeit des sogenannten „Schmutzigen Krieges“, ließen staatliche Sicherheitskräfte Menschen verschwinden. Hintergrund war die Repression gegen Oppositionsbewegungen und Guerillagruppen.

Menschen werden festgenommen oder entführt und tauchen danach nicht mehr auf. Wenn der Staat beteiligt ist – sei es durch seine Sicherheitskräfte oder durch Unterlassung, weil er nichts dagegen unternimmt – dann spricht man vom Verschwindenlassen.

Heute stellt das Verschwindenlassen in Mexiko eine massive und systematische Praxis dar. Anfang 2024 gab es laut offiziellen Zahlen über 110.000 Verschwundene. In der deutschen und internationalen Politik ist spätestens seit dem Verschwinden von 43 mexikanischen Studenten bekannt, worauf mexikanische Menschenrechtsorganisationen seit vielen Jahren aufmerksam machen.

Von den Behörden alleingelassen müssen die Angehörigen der Opfer tagtäglich mit der Ungewissheit über das Schicksal der Verschwundenen zurechtkommen. Ob willkürlich festgenommen, entführt, gefoltert oder hingerichtet: Kaum ein Fall wird strafrechtlich verfolgt, kaum ein Opfer taucht wieder auf. Die Angehörigen kämpfen meist allein für die Aufklärung, gegen das Vergessen und für die Rückkehr in ein normales Leben.

Die Dramatik der vielen Verschwundenen und die niedrige Aufklärungsrate dieser Straftaten spiegelt die nicht funktionierende Rechtsstaatlichkeit in Mexiko wider. In der Außendarstellung des Staates wird das Verbrechen des Verschwindenlassens stattdessen häufig minimalisiert und der organisierten Kriminalität zugeschrieben.

Angehörigenverbände, Menschenrechtsorganisationen und internationale Organisationen erreichten, dass in Mexiko im Jahr 2017 ein Gesetz gegen das Verschwindenlassen verabschiedet wurde. Nach wie vor setzen sich sie sich dafür ein, dass es effektiv umgesetzt und mit entsprechenden finanziellen und operativen Mitteln ausgestattet wird. Ziel ist, die Suche nach den Verschwundenen zu verbessern und mit strafrechtlichen Ermittlungen zu verbinden.

Die 18 Mitgliedsorganisationen der Deutsche Menschenrechtskoordination Mexiko haben sich zum Ziel gesetzt, das Thema Verschwindenlassen mit all seiner Komplexität in die deutsche und europäische Öffentlichkeit zu tragen. Wir greifen die Anliegen der Angehörigen auf und wollen Politiker zum Handeln bewegen. Dies geschieht durch gezielte Lobbyarbeit, Vernetzung und Öffentlichkeitsarbeit. Die Deutsche Menschenrechtskoordination hat eine Reihe von Veranstaltungen zu dem Thema organisiert und Informationsmaterial erarbeitet.

Pressemitteilung: Menschenrechte stärken – Mexiko ist in der Umsetzung gefragt

Der UN-Menschenrechtsrat prüft alle Mitgliedsstaaten der Vereinten Nationen regelmäßig.

Deutschland und andere UN-Mitgliedsstaaten geben im Menschenrechtsrat wichtige Empfehlungen zu Straflosigkeit, Verschwindenlassen sowie dem Schutz von Menschenrechtsverteidiger*innen und Journalist*innen ab. Berlin, 25. Januar 2024. Im Rahmen des Allgemeinen Periodischen Überprüfungsverfahrens (Universal Periodic Review, UPR) vor dem UN-Menschenrechtsrat haben die UN-Mitgliedsstaaten Mexiko zum vierten Mal überprüft. Auf der gestrigen 45. Sitzung der Arbeitsgruppe (Working Group) bei […]

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Pressemitteilung: Die Suche muss intensiviert werden

https://desinformemonos.org

Vor einem Jahr verschwanden in Mexiko Antonio Díaz und Ricardo Lagunes. Angehörige und Menschenrechtsorganisationen fordern die Einrichtung eines internationalen Suchmechanismus. — Pressemitteilung von Deutsche Menschenrechtskoordination Mexiko und Koalition gegen Verschwindenlassen — Berlin, 11. Januar 2024. Seit einem Jahr fehlt von den Menschenrechtsverteidigern jede Spur. Am 15. Januar 2023 verschwanden der Umweltaktivist Antonio Díaz Valencia und […]

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Pressemitteilung: Kein Schlussstrich

Foto: DMRKM / Tobias Lambert

Vor neun Jahren verschwanden die 43 Studenten aus Ayotzinapa. Das Verbrechen muss aufgeklärt werden. Berlin, 21. September 2023. Noch immer warten die Angehörigen auf Wahrheit und Gerechtigkeit. Auch neun Jahre nach dem gewaltsamen Verschwindenlassen von 43 Lehramtsstudenten aus Ayotzinapa ist der Fall nicht vollständig aufgeklärt. Vom 26. auf den 27. September 2014 hatte die örtliche […]

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Rundreise: Narrative von unten – Geschichten und Erinnerungen an das Verschwindenlassen in Mexiko

Deutschlandtour von Voz de los Desaparecidos en Puebla und Técnicas Rudas vom 22.09. – 15.10.2023 mit Stationen in Berlin, Leipzig, Hamburg, München und Hannover Weit über hunderttausend Menschen gelten in Mexiko als verschwunden. Hinter der unfassbaren Zahl verschwindet auch das Schicksal der einzelnen, ihrer Familien, Freund:innen und Gemeinschaften, ihrer Kämpfe, Träume, Sehnsüchte und Zukunftspläne. Und […]

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In Mexiko verfolgt – in Deutschland geehrt

Marcela Turati (Foto: Mónica González Islas)

Die Verleihung der Theodor Heuss Medaille an die Investigativjournalistin Marcela Turati setzt ein Zeichen für die Pressefreiheit — Pressemitteilung von Brot für die Welt und Deutsche Menschenrechtskoordination Mexiko — Berlin, 10. Mai 2023. Am 13. Mai erhält die mexikanische Investigativjournalistin Marcela Turati „für ihr mutiges demokratiepolitisches Engagement und ihre faktenreichen und gewissenhaft recherchierten Berichte über […]

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Pressemitteilung: Lebend wollen wir sie zurück

https://desinformemonos.org

Die mexikanischen Menschenrechtsverteidiger Ricardo Lagunes Gasca und Antonio Díaz Valencia sind seit einem Monat verschwunden. Menschenrechtsorganisationen fordern, die Suche nach ihnen zu intensivieren. Berlin, 15. Februar 2023. Noch immer fehlt von den beiden Menschenrechtsverteidigern jede Spur: Vor genau einem Monat, am 15. Januar dieses Jahres, verschwanden der Menschenrechtsanwalt Ricardo Lagunes Gasca und der Umweltaktivist Antonio […]

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Pressemitteilung: Mehr als 100.000 Verschwundene

Frauen des Kollektivs "Rastreadoras de El Fuerte" suchen im Bundesstaat Sinaloa nach sterblichen Überresten ihrer Angehörigen. Foto: Florian Kopp/Brot für die Welt

Um gewaltsames Verschwindenlassen wirksam zu bekämpfen, muss Mexiko rechtsstaatliche Strukturen stärken — Pressemitteilung zum Internationalen Tag der Opfer des Verschwindenlassens am 30. August — Berlin, 29. August 2022. Es war ein Staatsverbrechen. Mitte August erklärte die Wahrheitskommission zum Fall Ayotzinapa in ihrem vorläufigen Bericht, dass Vertreter*innen verschiedener Institutionen an dem gewaltsamen Verschwindenlassen der 43 Studenten […]

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Factsheet: Gewaltsames Verschwindenlassen

Die Angehörigen der 43 verschwunden Studenten aus Ayoptzinapa fordern seit 2014 Aufklärung und Gerechtigkeit. Foto: Ginnette Riquelme / CIDH, CC BY 2.0

Es war ein Staatsverbrechen. Mitte August erklärte die Wahrheitskommission zum Fall Ayotzinapa in ihrem vorläufigen Bericht, dass Vertreter*innen verschiedener Institutionen an dem gewaltsamen Verschwindenlassen der 43 Studenten im September 2014 beteiligt waren. Hinweise darauf, die Studenten lebend wieder zu finden, gebe es keine. Für die Angehörigen ist dies eine schlimme Nachricht. Bisher galt, dass die […]

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Pressemitteilung: Würdigung des Einsatzes gegen gewaltsames Verschwindenlassen in Mexiko

Foto: Melanie Bleil

Deutsch-französischer Menschenrechtspreis für Angehörige von Verschwundenen Gemeinsame Pressemitteilung von Brot für die Welt und Deutsche Menschenrechtskoordination Mexiko Berlin, 24. März 2021. Die Bewegung für unsere Verschwundenen in Mexiko (Movimiento por Nuestros Desaparecidos en México, MNDM) erhält den deutsch-französischen Menschenrechtspreis Gilberto Bosques. Die Mitglieder der Deutschen Menschenrechtskoordination Mexiko, darunter Brot für die Welt, begrüßen die Auszeichnung […]

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Sechs Jahre Ayotzinapa: Dolores González (Video)

Vom 26. auf den 27. September 2014 verschleppte die örtliche Polizei in Iguala im südwestlichen mexikanischen Bundesstaat Guerrero 43 Lehramtstudenten aus Ayotzinapa, tötete sechs Menschen und verletzte 40 weitere Personen. Erst von zwei der verschwundenen Studenten wurden die sterblichen Überreste gefunden. Sechs Jahre nach dem gewaltsamen Verschwindenlassen wissen die Angehörigen noch immer nicht, warum das […]

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Pressemitteilung zum 6. Jahrestag von Ayotzinapa– Das Verbrechen muss umfassend aufgeklärt werden

Das gewaltsame Verschwindenlassen von 43 Lehramtsstudenten aus Ayotzinapa bleibt auch nach sechs Jahren straflos. Durch illegale Waffenexporte nach Mexiko trägt Deutschland eine Mitverantwortung. Stuttgart, 24. September 2020 Es herrscht nach wie vor Ungewissheit. Sechs Jahre nach dem gewaltsamen Verschwindenlassen von 43 Lehramtsstudenten aus Ayotzinapa wissen die Angehörigen noch immer nicht, warum das Verbrechen begangen wurde […]

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Sechs Jahre Ayotzinapa: Sofía de Robina Castro (Video)

Vom 26. auf den 27. September 2014 verschleppte die örtliche Polizei in Iguala im südwestlichen mexikanischen Bundesstaat Guerrero 43 Lehramtstudenten, tötete sechs Menschen und verletzte 40 weitere Personen. Erst von zwei der verschwundenen Studenten wurden die sterblichen Überreste gefunden. Sechs Jahre nach dem gewaltsamen Verschwindenlassen wissen die Angehörigen noch immer nicht, warum das Verbrechen begangen […]

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„Ich werde dich suchen, bis ich dich finde.“ Gewaltsames Verschwindenlassen in Mexiko (Video)

"Ich werde dich suchen, bis ich dich finde."

Mehr als 73.000 Personen gelten in Mexiko offiziell als verschwunden. Knapp 98 Prozent der Fälle datieren auf die Zeit seit 2006, als der damalige Präsident Felipe Calderón den Drogenkartellen den Krieg erklärte. Familienangehörige leben mit der Ungewissheit über das Schicksal der Verschwundenen. Häufig suchen sie auf eigene Faust nach sterblichen Überresten. So wie Mirna Medina. […]

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Pressemitteilung zum Internationalen Tag der Verschwundenen am 30. August – Gegen die Straflosigkeit

In Mexiko verschwinden massiv und systematisch Menschen. Angehörige fordern Aufklärung der Verbrechen. Aachen, Berlin, 26. August 2020 Es sind erschreckende Zahlen: Mehr als 73.000 Personen gelten in Mexiko offiziell als gewaltsam verschwunden. Knapp 98 Prozent der Fälle datieren auf die Zeit seit 2006, als der damalige Präsident Felipe Calderón den Drogenkartellen den Krieg erklärte. Expert*innen […]

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Pressemitteilung zum Internationalen Tag der Pressefreiheit am 3. Mai: Gefährlicher Journalismus

In Mexiko bedrohen sowohl das organisierte Verbrechen als auch der Staat die Pressefreiheit Stuttgart, Berlin, 28. April 2020 Als Journalist*in in Mexiko zu arbeiten, kann lebensgefährlich sein. Am 30. März erschossen im Bundesstaat Veracruz Unbekannte María Elena Ferral von der Tageszeitung „Diario de Xalapa“. Am 8. April fanden die Behörden in Acapulco im Bundesstaat Guerrero […]

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